27 luglio 2008

MAREMMA MIA!


Maremma Mia!


Die Toskana hat auch einen einsamen und wilden Teil, der abseits des Chianti-Klischees liegt: in der Maremma


Für die Kaufleute und städtische Aristokratie aus Florenz oder Siena war die Maremma einst gleichbedeutend mit dem Ende der Welt, mit Ödnis und Verbannung: ein malariageplagtes Sumpfland, das allenfalls zur Rinderzucht und für Aalfarmen taugte. Hier starb im 13. Jahrhundert Pia de’ Tolomei, nachdem sie von ihrem Ehemann auf dem finsteren Castel di Pietra in der Nähe von Vetulonia eingesperrt worden war. In seiner "Göttlichen Komödie" beschreibt Dante, wie er auf seinen Wanderungen durch die Hölle auf die Verstorbene trifft: "Siena schuf mich, es zerstörte mich die Maremma", lässt er die Frau zum Dichter sagen, womit er dem südlichen Küstenabschnitt der Toskana einen langfristigen PR-Schlag versetzte, von dem er sich erst Jahrhunderte später wieder erholen sollte.Auch heute noch ist der Küstenstreifen Maremma, der in der Provinz Livorno beginnt und südlich des Ortes Orbetello endet, der einsamste und wildeste Teil der Toskana – und touristisch glücklicherweise bei Weitem nicht so erschlossen wie zum Beispiel das Chianti. In den vergangenen Jahren eröffneten in der Maremma, deren Sümpfe um 1930 trockengelegt wurden, zudem hervorragende Hotels und Restaurants: Der französische Sternekoch Alain Ducasse etwa ließ den ehemaligen Jagdsitz des Großherzogs Leopold II. bei Castiglione della Pescaia in das prachtvolle Hotel L‘Andana mit Gourmetrestaurant und Blick auf den eigenen Weinberg verwandeln. Das Landschloss Castello di Vicarello in der Nähe von Grosseto wurde von den Weltenbummlern Aurora und Carlo Baccheschi mit asiatischen Möbeln sehr geschmackvoll eingerichtet und zum Hotel umfunktioniert.
Die Etrusker hatten wahrlich einen Blick für Orte
Stille, baumbestandene Straßen verbinden die Dörfer der Maremma, die, wie zur Zeit der Etrusker, auch heute noch abgeschieden in den Hügeln des Hinterlands liegen. Die Etrusker hatten wahrlich einen Blick für Orte: Sie legten ihre Siedlungen bevorzugt auf den Ausläufern von häufig vulkanischen Tuffsteingebirgszügen an – ein Modell, das zur Blaupause für das mittelalterliche Italien wurde, nicht aber für die einfallslosen Römer, die ihre Städte zumeist in der Ebene gründeten, ummauerten und jeden verprügelten, der ihnen nahe kam.Drei exemplarische und wunderschöne Beispiele etruskischer Baukunst sind Pitigliano, das dramatisch über einer Anhöhe thront; Sorano, eine halb verlassene Ortschaft zu Füßen der imposanten Orsiniburg; und der reizende, verschlafene Weiler Sovana, der aus lediglich einer Straße besteht. Entlang der Küste vermochten nur einige wenige Häfen wie Talamone, Porto Santo Stefano und Porto Ercole den Angriffen der Piraten standzuhalten. Doch ihre imposanten Mauern boten keinen Schutz vor der Malaria, deren Brutgebiete die Sümpfe im Mündungsbereich des Ombrone und der Albegna sowie die Lagune von Orbetello waren. Die Trockenlegung der Sümpfe begann unter den späten Medici und wurde von Päpsten, unter den savoyischen Königen und schließlich unter Mussolini fortgesetzt.
Einer der wenigen Orte, an denen man noch heute einen Eindruck davon gewinnt, wie diese verlorenen Feuchtgebiete einmal ausgesehen haben müssen, ist die Salzlagune Lago di Burano in der Nähe der Stadt Capalbio, ein vom WWF ausgezeichnetes Naturschutzgebiet mit einer beeindruckenden Vielzahl von Vögeln, darunter Weißreiher und seltene schwarze Stelzenläufer. Aber nicht nur die flache Küstenregion vermittelt den Eindruck von Leere. Fährt man von Rom in den toskanischen Thermalort Saturnia mit seinen heißen Quellen herauf und verlässt die Fernverkehrsstraße Via Aurelia bei Montalto di Castro, passiert man zunächst das etruskische Vulci und stößt dann auf eine der verlassensten Straßen Italiens.
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